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THE ART OF THE DUO
Joe Sachse & Ernst Bier

Aus einem Bericht zur Jazzwerkstatt Nr. 3 im Kammermusiksaal Berlin.

Der E-Gitarrist Joe Sachse und der Schlagzeuger Ernst Bier kommen sympathisch unprätentiös daher. Entsprechend unverkrampft ist ihr Ansatz. Eine Hommage an die Beatles gilt zwar gemeinhin als populistisch und damit als Igitt! Aber ihnen geht es nicht um das Herunterspielen der zu genüge bekannten Beatles-Hits. Sachse und Bier machen sich über die alten Gassenhauer her, um sie lustvoll in kindlich frecher Weise zu zertrümmern und auf ihre eigene Art wieder zusammenzusetzen. Dabei verlieren sie keine Zeit damit, Pausen zwischen den einzelnen Stücken einzulegen, vielmehr werden die Riffs und Melodien solange bearbeitet wie sie halten um dann ohne zu zögern zum nächsten Thema überzugehen. Der Impulsgeber ist hier der äußerst flinke und erfinderische Joe Sachse. Ernst Bier bleibt ihm aber stets auf den Fersen und hält Sachses Eskapaden gerade noch im Zaum. Zwischenzeitlich geht allerdings schon mal etwas zu Bruch. HERE COMES THE SUN bekommt einen wilden, percussiven Mittelteil verpasst bevor man doch noch zur Melodie zurückfindet und I AM THE WALRUS mutiert zum ohrenbetäubenden und berauschenden Gejaule. Der Titel ihres Programms HELTER SKELTER (zu Deutsch: HOLTERDIPOLTER) ist also gut gewählt. Das treibt die eine oder andere reifere Dame aus dem Saal, macht den anderen aber einen Riesenspaß, denn das kracht auch mal und rockt, dass die Funken sprühen.

Bei allem subversiven Witz dieser Musik kann dies natürlich nur auf Grundlage von Melodien gelingen, die wirklich jeder nachpfeifen kann. Stets bleibt die Spannung zwischen dem Vertrauten und den Sprüngen ins Unbekannte erhalten. Versöhnlich fällt die Zugabe aus: Am Bühnenrand auf dem Fußboden sitzend spielen Sachse auf der ausgestöpselten E-Gitarre und Bier mit den Besen auf dem Fußboden trommelnd YESTERDAY bevor sie sich lachend gegenseitig auf die Schenkel klopfen.

Quelle: Jürgen Sprave, The Jazz Pages

 
 
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